13. August 2014

Erneuerbare Energien | Nachhaltigkeit | Wärme

Projekt Grosswärmeverbund Pratteln

 

Die Vision einer “erneuerbaren Energieschiene Ergolztal” wurde von der EBL bereits in den 1990er Jahren entwickelt. Der Bau des Grosswärmeverbundes, als Teil davon, stellt daher einen wichtigen Meilenstein in der Umsetzung dieser Vision dar.

Das Konzept des Grosswärmeverbundes Pratteln gründet auf der Tatsache, dass die fünf, Mitte der neunziger Jahre in Betrieb genommenen Wärmeverbünde Krummeneich, Ochsenareal, Bahnhofstrasse, Stockmatt und Grüssen, bedingt durch die stetige Nachfrage, mittlerweile hinsichtlich Energieerzeugung an ihre Kapazitätsgrenze stossen. Eine Erweiterung der bestehenden Heizzentralen ist bedingt durch die baulichen Gegebenheiten an den bisherigen Standorten nahezu unmöglich.

Die Nachfrage nach erneuerbarer Wärmeenergie in der „Energiestadt“ Pratteln hält aber unvermindert an. Mehrere grosse Büro- und Wohnüberbauungsprojekte, wie etwa die Überbauung Vierfeld (ehemals Häring-Areal), der Ceres Tower (ehemals Buss-Parkplatz) und der Aquila Tower am Bahnhofplatz, die als Kunden gewonnen werden konnten, befinden sich in der Realisierung.

Deshalb hat die EBL im April 2013 entschieden, die bestehenden Wärmeverbünde miteinander zu vernetzen und zukünftig von einem einzigen Heizzentralenstandort mit einem den heutigen Anforderungen entsprechendes modernes Biomassekraftwerk zu versorgen. Gleichzeitig bietet sich dadurch die Chance, an den Verbindungsleitungen weitere Kunden anzuschliessen. Die jetzigen fünf Heizzentralen, darunter drei gasbefeuerte Blockheizkraftwerke, werden stillgelegt und zurückgebaut. Der neue zentrale Anlagenstandort grenzt unmittelbar westlich an die ARA Rhein in Pratteln und befindet sich idealweise ausserhalb der eigentlichen Wohnzonen.

Bei Betriebsaufnahme des Grosswärmeverbundes erfolgt die Grundlastabdeckung in erster Priorität durch die ganzjährig verbesserte Nutzung der in der ARA Rhein anfallenden Abwärme aus der Schlammverbrennung. Ergänzend dazu, gelangt ein holzbefeuerter Heizkessel zum Einsatz und im späteren Vollausbau soll dann noch zusätzlich ein holzbefeuerter Thermoölkessel zum Einsatz kommen, der sowohl Warmwasser für Heizzwecke als auch parallel dazu in Kombination mit einer ORC-Anlage (Organic Rankine Cycle) Strom erzeugt. Die Spitzenlastabdeckung wird mittels zwei ölbefeuerten Heizkesseln generiert.

Dem Brennstoff Holz wird im zukünftigen Biomassekraftwerk grosse Bedeutung beigemessen. Dies, weil Holz einer der wenigen Rohstoffe ist, über welche die Schweiz überhaupt verfügt und zudem nachhaltig bewirtschaftet wird, sowie noch in ausreichendem Masse vorhanden ist. In der neuen Anlage soll aber nicht ausschliesslich Waldholz als Energieträger zum Einsatz gelangen. Über 50% des Holzbrennstoffes soll aus unbelastetem Altholz beigesteuert werden.

Dadurch erfährt das Holz eine Mehrfachnutzung. Wo es früher zuerst als Baustoff oder in der Möbelproduktion verwendet wurde, dient es am Ende seines Nutzungszykluses sinnvollerweise auch noch energetischen Zwecken. Durch diese Kaskadennutzung resultieren sowohl ökologische und ökonomische Vorteile, wie eine geringere Belastung der Umwelt, Einsparung von Treibhausgasen, geringere Kosten und höhere Wertschöpfung.

Zum aktuellen Projektstand ist zu erwähnen, dass das Baugesuch im Oktober 2013 eingereicht wurde. Einsprachen von Einzelpersonen oder Körperschaften, wie zum Beispiel Verbänden, wurden keine laut. Für die abschliessende Beurteilung durch die Behörden musste noch die eine oder andere technische Anpassung bzw. Konkretisierung vorgenommen werden. DerBaubeginn des Biomassekraftwerkes ist im Sommer 2014. Die Inbetriebnahme soll im Frühjahr 2015 erfolgen.