10.04.2024
«Elektras Rothenfluh, Anwil, Oltingen und Wenslingen» – Tagebuch-Notizen (Teil 2/2)

Konkurrenzkampf zwischen den Installationsfirmen – Die Elektrifizierung der Baselbieter Dörfer nach der Jahrtausendwende lockte viele Installationsfirmen an. Zwischen der Elektra Baselland der Aarauer Kummler Matter AG kam es in der Folge zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit – wie dem Tagebuch Hermann Kummlers zu entnehmen ist.

«Zu Hause angelangt, begab ich mich gewohnheitsmässig noch ins Bureau unserer Firma, um meine Tagesakten wegzulegen und zu sehen, was in meiner Abwesenheit gegangen war. Obenauf bei der Tages-Korrespondenz lag ein Schreiben aus dem Baselland, von Rothenfluh, mit der Einladung, ich möchte am nächsten Tag unbedingt so früh als möglich nach Rothenfluh kommen in den Hirschen, wo auch die Herren der Elektra Anwil und Wenslingen eintreffen werden.

Da es nach Sichtung der Post und Eintragung meiner Orders an die Herren im Bureau spät geworden war, musste ich den Fuhrknecht wecken, um mir die Chaise mit zwei Pferden bespannt auf morgens 7 Uhr bereit zu halten. Ich legte die Situationspläne, Kostenberechnungen und Vertragsentwürfe für die vier Elektras Rothenfluh, Anwil, Oltingen und Wenslingen, sowie die betreffenden bisherigen Korrespondenzen und das Messband in meine Mappe, um sie morgens schnell zur Hand zu haben. Dann kam ich etwas nach Mitternacht nach Hause und war froh, die noch nicht ganz trockenen Kleider abzulegen.

Am nächsten Morgen war ich vor 7 Uhr im Geschäft, konnte aber erst [um] halb acht abfahren, da noch Material mitgenommen werden musste für unser Magazin in Ormalingen. Ich leitete das Fuhrwerk auf den nächsten Weg über Erlinsbach, Laurenzenbad, Begutenbuche auf die Passhöhe der Saalhöhe nach Kienberg und wieder auf den Berg nach Anwil, wo ich die Herren Schaffner und Gysin abholen wollte, sie waren aber schon nach Rothenfluh unterwegs.

Ich holte die Herren dann unterwegs ein, ich kam rechtzeitig nach Rothenfluh, wo die Elektra Delegierten der anderen Ortschaften Wenslingen und Oltingen bald eintrafen. Ich konnte den Herren Auskunft geben über die vorgebrachten Fragen und über die eventuellen Entschädigungen, die für Nicht-abonnenten für das Stellen von Leitungsstangen auf ihrem Eigentum ausbezahlt werden können. Die Abonnenten hatten nach Vereinbarung keinen Anspruch auf solche Entschädigungen.

Um elf Uhr konnte die Zusammenkunft geschlossen werden. Die Herren wollten um Mittag wieder in ihren Gemeinden sein zum Mittagessen. Ich blieb noch zum Mittagessen im Hirschen und lud die Herren zum Schwarz-Kaffee ein. Dieselben wollten aber wieder an die Arbeit gehen und entschuldigten sich. Nur Herr Rieder, Aktuar der Genossenschaft in Rothenfluh, leistete mir Gesellschaft, er teilte mir mit, dass die vier Genossenschaftsmitglieder von Anwil, Oltingen und Wenslingen sich ihm gegenüber ausgesprochen hätten, sie lassen alle Arbeiten durch unsere Firma erstellen und schliessen an die Elektra Baselland an.

Herr Rieder zeigte mir ferner ein Schreiben der Elektra Baselland an die Genossenschaft mir der Mitteilung, dass die Elektra unsere Firma beauftragt habe, die Vorarbeiten für die Erstellung der elektr. Licht- und Kraftanlage sofort an die Hand zu nehmen. (…) Ein Schreiben unserer Konkurrenzfirma Bolliger & Oberer in Basel (…) teilt unserer Firma mit, dass sie den Kampf gegen uns in den von uns monopolisierten Gemeinden im Kanton Baselland und Aargau aufgeben.»