25. April 2017

Innovation | Unternehmen | Geschäftsbericht

Geschäftsbericht 2016

 

Vorwort: Erich Geiser, Präsident des EBL Verwaltungsrates
«Die EBL gehört zu denjenigen Unternehmen, die seit mehreren Jahrzehnten mit Mut, Pioniergeist und Weitsicht Chancen der Nachhaltigkeit nutzen und sich damit ein gesundes Geschäftsmodell auf einer finanziell stabilen Basis aufgebaut haben.»

Erfolgreiches Geschäftsjahr 2016
Obwohl der Strompreis weiterhin stark unter widerwärtigen Rahmenbedingungen leidet, darf die EBL auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr 2016 zurückblicken. Die strategische Basis dazu wurde vor vielen Jahren gelegt, als entschieden wurde, die sich bietenden Chancen der Zukunft mit erneuerbarer Energie zu nutzen und sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv am Umbau der Energielandschaft Schweiz einzubringen. Die Steigerung des Unternehmensgewinns gegenüber dem Vorjahr ist auch das Ergebnis einer konsequenten Effizienzsteigerung auf allen Ebenen.

Auch das Geschäftsjahr 2016 wurde geprägt durch die tiefen Stromhandelspreise und die damit verbundene fehlende Ertragskraft des Schweizer Kraftwerkparkes. Die Gründe dafür liegen weiterhin im starken Franken bzw. im schwachen Euro, in der schleppenden konjunkturellen Entwicklung Europas, den tieferen Kosten für fossile Primärenergie, dem tiefen Preis im CO 2 -Handel und nicht zuletzt der massiven europäischen Subventionierung (vornehmlich durch Deutschland) des Stromes aus erneuerbaren Energien. Da der Stromhandelspreis auch in den nächsten Jahren durch diese entscheidenden Indikatoren geprägt sein wird, wird der Druck auf den Kraftwerkpark der Schweiz unvermindert anhalten. Vor allem zur Rettung der Wasserkraftwerke – sie liefern notabene 60% der erneuerbaren Energie aus Schweizer Stromproduktion – sind politische und wirtschaftliche Lösungen unabdingbar. Die Umsetzung der richtigen Schlüsse aus der Energiestrategie 2050 kann ein Teil dieser Lösung sein. Vorerst muss jedoch die Abstimmung über das Referendum abgewartet werden. Für die strategische Ausrichtung der EBL ist die vom Bundesrat vorgelegte Energiestrategie 2050 nicht das Mass aller Dinge. Die Energiewende findet seit Jahren statt, und dabei gibt es zwei Handlungsoptionen: Entweder man ignoriert sie und verharrt im alten Denkmuster oder man will aktiv die sich bietenden Chancen der Transformation in die Zukunft mit erneuerbarer Energie nutzen. Die EBL gehört zu denjenigen Unternehmen, die seit mehreren Jahrzehnten mit Mut, Pioniergeist und Weitsicht Chancen der Nachhaltigkeit nutzen und sich damit ein gesundes Geschäftsmodell auf einer finanziell stabilen Basis aufgebaut haben. Auch im Geschäftsjahr 2016 zahlt sich diese weitsichtige und kohärente Unternehmensstrategie für die EBL aus. In allen vier Geschäftsfeldern – Netz, Strom, Wärme und Telekommunikation – wurden weitere markante Fortschritte erzielt, was sich in einem höheren Umsatz, einer höheren Bruttogewinnmarge und einem höheren Unternehmensgewinn niederschlägt. Diese finanziell gesunde Basis erlaubt es der EBL, mit Innovation in zukunftsorientierte Projekte zu investieren und weiterhin die Energiewende im Rahmen ihrer Möglichkeit mitzubestimmen. Ich bedanke mich bei den Mitgliedern der Geschäftsleitung und bei allen Mitarbeitenden für ihren grossen Einsatz im vergangenen Geschäftsjahr. Ich bedanke mich auch bei meinen Kollegen im Verwaltungsrat für die jederzeit kritische, loyale und konstruktive Zusammenarbeit. Ein herzliches Dankeschön auch an unsere Delegierten für das entgegengebrachte Vertrauen und die jederzeit respektvolle Zusammenarbeit.

Im Gespräch mit Urs Steiner
Wie ist die EBL für den aktuellen und künftigen Umbruch in der Energielandschaft Schweiz aufgestellt?
Basis des finanziell gesunden Geschäftsmodells der EBL ist die bewährte 4-Säulen-Strategie Strom (Vertrieb und Produktion), Netz, Produktion nachhaltiger Wärme und Telekommunikation. Um im Rahmen der Energiewende wachsam den Herausforderungen entgegenzutreten, wurde im laufenden Geschäftsjahr ein Strategiereview für die Jahre 2017 – 2020 mit Ausblick auf 2027 erarbeitet. Dabei wurden klare Leitplanken für die kommenden Jahre gelegt. Die EBL will in den vier Sparten ein quantitatives und qualitatives Wachstum erzielen. Im Stromvertrieb haben wir uns mit dem Produkt «schweizstrom» in der Schweiz und mit Haushaltskunden in Deutschland hohe Ziele gesetzt. In der Stromproduktion wollen wir mit der Produktion von erneuerbaren Energien stark wachsen, während wir im Wärmecontracting schweizweit weiterhin für Gemeinden der Ansprechpartner für die Entwicklung und den Betrieb von Grosswärmeanlagen sein wollen. Als agiles und flink reagierendes Unternehmen wollen wir zudem Chancen in sich abzeichnenden Nischen nutzen. Übergeordnet zur strategischen Ausrichtung steht eine finanziell gesunde EBL, was die Eigenständigkeit sichert.

EBL Wind Invest AG plant, rund 300 Millionen Euro in Windparks in Deutschland zu investieren. Was ist die strategische Motivation der EBL für diese Stossrichtung?
Investitionen in Windenergie sind eine hervorragende Möglichkeit, energiewirtschaftlich und finanziell in eine nachhaltige Zukunft zu investieren. Mit EBL Wind Invest kann die EBL ihre grosse Erfahrung und Kompetenz im Bereich Infrastrukturmanagement nach dem Solarkraftwerk in Spanien (PE2) und EBL Fernwärme AG weiterentwickeln und Wachstum generieren. Diese Kompetenz und diese Kontinuität überzeugen insbesondere auch Finanzinvestoren wie Pensionskassen. Diese finanzieren bei EBL Wind Invest AG bis zu 90% des benötigten Eigenkapitals und beauftragten die EBL mit dem Investmentmanagement sowie der Geschäftsführung.

Die EBL verfügt technisch wie in Bezug auf Verfügbarkeit über ein sehr zuverlässiges Stromnetz. Welche Herausforderungen kommen bezüglich des Stromnetzes auf die EBL zu?
Die Verfügbarkeit des EBL Stromnetzes war tatsächlich in den letzten Jahren stets höher als bei anderen vergleichbaren Netzen. Dies ist nicht ohne Aufwand erreichbar. Stromnetze werden mit einem Planungshorizont von 20 – 30 Jahren gebaut. Um auch in einem Umfeld zu bestehen, das sich schneller als zuvor ändert, müssen Tendenzen zuverlässig antizipiert werden. Technologien wie dezentrale Einspeisung, u.a. mit Photovoltaikanlagen, lokalen Speichern und bald auch autarken Anlagen, werden an Bedeutung zunehmen. Mit einer Zielnetzplanung reagiert die EBL auf diese Entwicklung und hat einen Prozess implementiert, der uns zeitnah auf die neuen Anforderungen reagieren lässt.

Das vierte strategische Standbein der EBL – die Telekommunikation – ist einem starken Wettbewerb ausgesetzt. Wie kann sich die EBL gegenüber den Mitbewerbern behaupten?
Bislang verfügte ein Mitbewerber, Swisscom/Teleclub, über die Übertragungsrechte für Fussball national sowie international und nationales Eishockey. Diese Konstellation wirkte sich für die EBL nachteilig aus, da das der Kabelfernsehbranche zur Verfügung gestellte Sportangebot einen sehr kleinen Teil abdeckte. Dies ändert sich jedoch ab dem Sommer 2017 mit dem neuen Sportkanal der Kabelfernsehbranche: MySports. Mit dem Erwerb der Übertragungsrechte vom Schweizer Eishockeyverband durch die Kabelfernsehbranche wird es künftig möglich sein, nicht nur den Kunden der EBL, sondern schweizweit über 2 Millionen Kabelnetzkunden Livesport anzubieten. Neu gegenüber dem bisherigen Anbieter Teleclub wird sein, dass es nebst dem Pay-Angebot auf dem TV-Kabelnetz einen frei empfangbaren Sportkanal geben wird, welcher nebst Eishockey auch Beiträge aus Randsportarten zeigen wird.

Urs Steiner, CEO der EBL

GESELLSCHAFTSORGANE
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Organe
Die EBL ist als privatrechtliche Genossenschaft organisiert. Die Genossenschafter sind juristische und private Personen. Sie besitzen Liegenschaften, die am Stromnetz der EBL angeschlossen sind. Die Rechte der Mitglieder werden durch die Delegiertenversammlung ausgeübt. Dazu gehören die Wahl des Verwaltungsrates und der Revisionsstelle, die Beschlussfassung über den Geschäftsbericht und die Jahresrechnung. Ebenso die Beschlussfassung über Statuten und das Wahlreglement über die Bestimmung der Delegierten. Am 9. Juni 2016 trafen sich die Delegierten zur ordentlichen Versammlung in der Lausener Mehrzweckhalle «Stutz». Gezählt wurden 190 Delegierte sowie zahlreiche Gäste. Verwaltungsratspräsident Erich Geiser berichtete, dass die EBL sich in einem komplexen Marktumfeld mit massiv eingebrochenen Strompreisen behaupten konnte und auf ein gutes Geschäftsjahr 2015 mit weniger Umsatz, jedoch mit mehr Gewinn zurückblicken kann. CEO Urs Steiner informierte über das Geschäftsergebnis und den Erfolg der verschiedenen Geschäftsbereiche der EBL. Als wichtige Meilensteine nannte er die Inbetriebnahme des Grosswärmeverbunds Pratteln sowie die Erschliessung des Gebietes Salina Raurica. CFO Alain Jourdan präsentierte den finanziellen Erfolg der EBL als kerngesundes Unternehmen mit hohem Eigenkapitalwert. In einer offenen Abstimmung wurden die bisherigen Verwaltungsräte einstimmig wiedergewählt und neu Stefan Weber aus Arboldswil, einstimmig in den Verwaltungsrat gewählt.

Verwaltungsrat
Geiser Erich, Bennwil, Präsident
De Courten Thomas, Rünenberg, Vizepräsident
Buser Christoph, Füllinsdorf
Heinzelmann Alexander, lic. iur., Ramlinsburg
Oberer Heiner, Pratteln
Schaffner Rudolf, Sissach
Sturzenegger Beat, Dr., Vordemwald
Weber Stefan, Arboldswil (neu ab 10.6.2016)
Zeller Beat, Tecknau

Revisionsstelle
BDO AG, Liestal

Geschäftsleitung
Steiner Urs, CEO
Andrist Beat, Wärme und Zentrale Funktionen, Stv. CEO
Andrist Tobias, Strom
Jourdan Alain, Finanzen und Dienste
Koessler Adrian, Telecom
Zinsli Andrea, Netz (bis 31.10.2016)
Bäckert Norbert, Netz (ab 1.11.2016)